Geografische Lage:
Der Westteil der Allensteiner Seenplatte und die südlichen bis zu 200 Meter ansteigenden Erhebungen des preußischen Oberlandes prägen die Landschaft. Unmittelbar vor den Toren der Stadt befindet sich der kleine Mispelsee, während etwa zehn Kilometer östlich mit dem Plautziger See (Jez. Pluszne) einer der größten Seen der Seenplatte liegt. Mit dem Ameling durchquert ein Nebenfluss der Passarge den Ort. Um ihn herum erstrecken sich zahlreiche kleinere Waldgebiete. Die Verkehrssituation ist günstig, es besteht Anschluss an eine Bahnlinie nach Allenstein (Olsztyn), dazu kreuzen sich in der Stadt die beiden Fernstra-ßen 7 (Elbing/Elbląg – Warschau) und 51 (Hohenstein/Olsztynek – Kaliningrad).
- Hohenstein, Ortsansicht von Südwesten (Luftbild)
Geschichte
Um die Besiedelung des im Südwesten des späteren Ostpreußen gelegenen Sassenlandes voranzutreiben, errichtete der Deutsche Orden dort mehrere Burgen, so auch eine um 1350 durch den Osteroder Komtur Günter von Hohenstein nördlich des Mispelsees. Bei der Burg wurde eine Siedlung angelegt, die nach dem Erbauer der Burg benannt wurde. Bereits 1359 verlieh ihr der Ordens-Hochmeister Winrich von Kniprode das Stadtrecht und überließ ihr 30 abgabenfreie Hufen. Die Einwohner erhielten das Fischereirecht auf dem Mispelsee. Zu dieser Zeit war auch schon eine Kirche vorhanden, die nach unbestätigten Quellen 1348 errichtet worden war. Die Komturei Osterode richtete in der Stadt zur Verwaltung der Region ein Kammeramt ein.
Beim nahe gelegenen Tannenberg erlitt der Deutsche Orden 1410 die historische Niederlage gegen Polen (s. Schlacht bei Tannenberg 1410). Weitere Kämpfe gegen Polen führten 1414 dazu, dass der Orden Ho-henstein selbst niederbrannte, um die Stadt nicht in polnische Hände fallen zu lassen. Der Wiederaufbau konnte jedoch durch die Unterstützung des Komtur Wolf von Sansheim bald darauf begonnen werden. Als der Orden begann, seine Kriegsschulden auf die Städte abzuwälzen, trat Hohenstein 1440 dem Preußischen Bund bei, der sich gegen die Repressalien wehren wollte. Ein Jahr nach dem 1454 ausgebrochenen Dreizehnjährigen Krieges zwischen Bund und Orden kündigte die Stadt ihre Mitgliedschaft und unterstellte sich wieder dem Orden. Während der letzten militärischen Auseinandersetzung zwischen Orden und Polen, dem Reiterkrieg von 1519 bis 1526, blieb Hohenstein längere Zeit von polnischen Truppen besetzt.
Nachdem der Ordensstaat 1525 in das weltliche Herzogtum Preußen umgewandelt worden war, wurde die Stadt dem neugeschaffenen Oberländischen Kreis zugeordnet und erhielt den Sitz eines Hauptamtes. Erster Amtshauptmann war Friedrich von der Oelsnitz, dem das Amt auch verpfändet wurde. Die Reformation wurde in Hohenstein nach 1525 durch den Erzpriester Matthias Bienwald vollzogen. Er wurde später zu einem der bedeutendsten Theologen in Preußen. 1610 wurde das Hauptamt aufgelöst und dem Hauptamt Osterode zugeschlagen. In Hohenstein verblieb ein Kammeramt, auf das die immer noch bestehende Pfandschaft übertragen wurde. Unter anderen war von 1643 bis 1682, der Gesandte des preußischen Kur-fürsten Friedrich Wilhelm I. in Warschau, Johann von Hoverbeck Pfandinhaber. Mit der Auflösung des Kammeramtes endete 1704 die Pfandschaft. Der 1709 im Land ausgebrochenen Pest fielen auch in Hohenstein zahlreiche Einwohner zum Opfer. Nach einer Verwaltungsreform gehörte die Stadt ab 1752 zum Kreis Mohrungen. Mehrere große Stadtbrände richteten immer wieder große Schäden an. Nach 1651 und 1685 wurde beim letzten Großfeuer 1804 das Rathaus zerstört. Auch die napoleonische Besetzung der Stadt in den Jahren 1806 und 1807 zog die Stadt so sehr in Mitleidenschaft, dass die durch die Lasten entstandenen Schulden erst 1832 getilgt waren.
Mit der preußischen Verwaltungsreform von 1815 kam es erneut zu einem Wechsel der Kreiszugehörigkeit, die Stadt gehörte nun zum Kreis Osterode. Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die beiden späteren Reichs-straßen 130 (Danzig – Hohenstein – Allenstein) und 389 (Hohenstein – Neidenburg) gebaut, ihnen folgte 1894 der Bau der Eisenbahnstrecke Allenstein – Soldau, die ebenfalls über Hohenstein verlief. Die neuen Verkehrswege brachten jedoch keinen nennenswerten industriellen Aufschwung. Lediglich eine Wollweberei war vor Ort. Dagegen wurde in der alten Ordensburg 1847 ein Gymnasium eingerichtet, das über lange Zeit das einzige im Umkreis von hundert Kilometern war. Im 1. Weltkrieg lieferten sich im Rahmen der zweiten Tannenbergschlacht vom 27. bis 29. August 1914 deutsche und russische Soldaten in der Stadt Straßenkämpfe, in deren Folge das Rathaus und 189 weitere Gebäude zerstört wurden. Mit Hilfe der Pa-tenstadt Leipzig begann noch während des Krieges der Wiederaufbau unter Anwendung moderner Städte-architektur, der 1923 mit der Einweihung des neuen Rathauses abgeschlossen war. Bereits 1920 hatten sich die Einwohner beim durch den Versailler Vertrag aufgezwungenen Volksentscheid bei nur zwei Stimmen zugunsten Polens für den Verbleib bei Ostpreußen ausgesprochen.
- Tannenberg-Denkmal
Am 18. September 1927 wurde nahe der Stadt durch Generalfeldmarschall Hindenburg vor 70.000 Teilnehmern das Tannenberg-Denkmal eingeweiht. Nach Hindenburgs Tod wurde er am 7. August 1934 am Denkmal beigesetzt.Nahe dem Tannenberg-Denkmal wurde während des 2. Weltkrieges das größte Kriegsgefangenenlager auf ostpreußischem Boden eingerichtet. In Baracken und Erdhöhlen wurden durchschnittlich 20.000 polnische, französische und sowjetische Soldaten untergebracht. Insgesamt starben hier 55.000 Kriegsgefangene, die auf dem Friedhof Schwenteinen begraben wurden. Mit Wirkung zum 1. April 1941 wurden Teile der Stadt, die durch eine Flussregulierung auf das östliche Ufer der Passarge geraten waren, in den Landkreis Allenstein umgegliedert. Im Januar 1945 wurde Hohenstein, das zu Kriegsbeginn 4236 Einwohner hatte, von der Roten Armee eingenommen und anschließend der polnischen Verwaltung übergeben. Die nicht geflohene deutsche Bevölkerung wurde bis 1947 zum überwiegenden Teil enteignet und nach Deutschland zwangsausgesiedelt. Die teilweise zerstörte Stadt erhielt den polnischen Namen Olsztynek und wurde mit Polen aus den an die Sowjetunion verlorenen polnischen Ostgebiete bevölkert.
Hohenstein vor 1945
Ortsteile: Oberförsterei Hohenstein, Pagelsdorf (vor 1917: Amerika), Kagiellek (nach 1933: Stadtförsterei Hohenstein), Mortzfeld, Neumühl, Sauden, Sprechan.
Größe: 1895: 1708,2 ha; 1925: 2849 ha.
Einwohner: 1861: 1877; 1895: 2503; 1925: 2797; 1939: 1068 Haushalte mit 4245 Einwohnern, davon 610 in der Land- und Forstwirtschaft, 1466 in Industrie und Handwerk, 887 im Handel und im Verkehr.
Bürgermeister: Dolega 1865 – 1867, Schawaller 1875 – 1900, Kowalzik 1902 – 1907, David 1911 – 19 -14, Severin 1919 – 1929, Georg Stein (umbenannt aus Kaminski) 1930 – 1945.
Söhne und Töchter der Stadt:
Emil von Behring (1854 – 1917), erster Nobelpreisträger für Medizin/Physiologie 1901
Paul Kahle (1875-1964), Orientalist
Albert Lieven (1906–1971), Schauspieler
Christoph Cölestin Mrongovius (1764–1855), Pfarrer, Sprachwissenschafter
Klaus Porbadnik (* 1930), deutscher Leichtathlet
Literatur:
Ernst Hartmann: Geschichte der Stadt Hohenstein
Osteroder Zeitung: Chronik des Amtes und der Stadt Hohenstein
Verkehrsverein Hohenstein: Tannenberg-Nationaldenkmal
- Löwe des zerstörten Tannenbergdenkmals
- vor dem Rathaus von Hohenstein (Olsztynek
Hohenstein heute
Hohenstein trägt heute den Namen Olsztynek und ist eine Kleinstadt und zugleich der Sitz der gleichnami-gen Landgemeinde im Powiat Olsztyński (Landkreis Allenstein) in der polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren.
Gemeindeart: Stadt- und Landgemeinde.
Gemeindegliederung: 74 Ortschaften
Geographische Lage: 53° 35′ N, 20° 17′ O
Fläche: Stadt 7,69 km², Landgemeinde 372,03 km²
Einwohner (31. Dez. 2008): Stadt 7.622, Landgemeinde 13.741
Postleitzahl: 11-015
Telefonvorwahl: (+48) 89
Kfz-Kennzeichen: NOL
Wirtschaft und Verkehr: E 77 Warschau – Danzig
Nächster int. Flughafen: Danzig
Verwaltung (Stand: 2014)
Bürgermeister: Artur Zenon Wrochna
Adresse: ul. Ratusz 1, 11-015 Olsztynek
Webpräsenz: www.olsztynek.pl
Sehenswürdigkeiten
Überreste der Stadtbefestigung, gotische Burg (1360/70) und gotische Kirche.
Museen
Freilichtmuseum (“SKANSEN” ) der Volksbauweise (ungefähr 60 Objekte) mit bewachtem Parkplatz und Restaurant in urigem Ambiente. Es wurde in den Jahren 1938/42 von Königsberg, wo es 1909 gegründet wurde, hierher verlegt. Auf einem 60 ha großen Areal sieht man Holzhäuser, Kirchen und Windmühlen aus Masuren, Ermland, dem Memelland und dem Weichselgebiet, die einen Einblick in das damalige Leben bieten. Weiterhin finden hier Wechselausstellungen über traditionelles Handwerk und gegenwärtige Volks- und Gewerbekunst statt.
- Freilichtmuseum Hohenstein, Windmühle