Geschichte:
Die Stadt Osterode in Ostpreußen ist ursprünglich als Preußensiedlung in strategisch günstiger Lage auf einer Insel im Mündungsdelta des Drewenz – Flusses in den Drewenz – See entstanden. Der deutsche Orden errichtete hier etwa um 1270 unter Ausnutzung der vorhandenen Befestigungen aus Holz und Erde zum Schutze der ersten deutschen Siedler zunächst eine Holz-Erde-Burg. Neben dieser wurde später ein festes Ordenshaus aus Stein erbaut (zwischen 1349 und 1370). Stadtrecht erhielt Osterode im Jahre 1329 mit der Verleihung der Handfeste durch den Komtur Luther von Braunschweig. Die Urkunde ging verloren. Die Bestimmungen der Handfeste wurden am 12.06.1335 von seinem Nachfolger, dem Christburger Komtur Hartung von Sonnenborn, bestätigt. Diese Urkunde ist in einer Abschrift erhalten. Von diesem beweisbaren Datum der Verleihung der Stadtrechte ausgehend, beging die Stadt ihre 600-Jahr-Feier im Jahre 1935.
Nach dem Stand von 1939 gehörten zum Landkreis Osterode in Ostpreußen (Größe 1551 qkm) 167 Landgemeinden und die vier Stadtgemeinden (Osterode, Hohenstein, Liebemühl und Gilgenburg). Die Bevölkerungszahl im Kreisgebiet betrug im gleichen Jahr 75.879 Einwohner. Nach der Einwohnerzahl war der Kreis Osterode somit der zweitgrößte und nach der Fläche der drittgrößte Landkreis Ostpreußens.
Chronik:
Um 1270 Nach Daubmannischer Chronik erstes Fort der Deutschordensritter
mit Kirche. Nach Hartknoch jedoch 1302.
1329 Verleihung der ersten Handfeste durch den Christburger Komtur
Luther von Braunschweig. Lokalisation der Stadt nach „Kulmer
Recht“.
1335 Verleihung der zweiten Handfeste durch den Christburger
Komtur Hartwig von Sonnenborn, 1348 erneuert.
1341 Zur Komturei erhoben durch Hochmeister Dietrich von Altenburg.
Dazu gehören die Ämter Deutsch Eylau, Gilgenburg, Hohenstein, Neidenburg und Soldau.
1349 Beginn des steinernen Burgbaus.
1356 Ältestes Stadtwappen.
1381 Überfall der Litauer unter Fürst Kynstut. Vernichtung von Stadt und Burg.
1400 Völlige Vernichtung der Stadt durch einen Großbrand.
1407 Errichtung der ersten Schule.
1410 Osteroder Komtur Gamrath von Pinzenau fällt in der Schlacht bei Tannenberg.
Besetzung der Burg durch Ritter Klaus von Döhringen, der nach Plünderung die Burg
an den polnischen König übergibt.
1454 Beherrschung der Burg durch den Preußenbund.
1520 Besetzung durch Polen im sogenannten Reiterkrieg.
1525 Der letzte Komtur, Quirin Schlick, Graf von Passau, Herr zu
Weißkirchen und Elnbogen, wird erster Amtshauptmann.
1570 Kongreß des Rittertums aus Anlaß der Huldigung Friedrich
Albrechts von Brandenburg.
1592 Errichtung der Stadtschule.
1628/29 Besetzung der Stadt durch schwedische Truppen. König Gustav
Adolf in der Stadt.
1633/43 Verpfändung der Stadt an Christian Herzog von Liegnitz-Brieg.
1637 verstarb seine Gattin Anna Hedwig, geb. Freiin von Sitsch,
und wurde in der Krypta der Kirche beigesetzt.
1643/72 Verpfändung der Stadt an die Grafen Pfalz-Simern.
1654/60 Wiederholter Durchzug militärischer Einheiten durch die Stadt
im zweiten schwedisch-polnischen Krieg brachte erhebliche Unruhe.
1708/11 Pestepidemie, 51 Einwohner sterben.
1737 Errichtung der Salzfaktorei.
1758/63 Russische Truppen unter Generalmajor Treiden nehmen
während des 7jährigen Krieges wiederholt Quartier in der Stadt.
1788 Ein verheerender Großbrand äschert die Stadt nahezu völlig ein.
1800 Eröffnung der Tabakfabrik.
1807 König Friedrich Wilhelm III von Preußen und Königin Luise halten sich
auf der Flucht vor französischen Truppen in Osterode auf. Einmarsch französischer Truppen.
Napoleon nimmt Quartier in der Ordensburg.
1808 Osterode wird Kreisstadt. Bürgermeister ist Gottfried Steffen.
1831 Cholera-Epidemie. 170 Einwohner sterben.
1834 Gründung der Osteroder Zeitung.
1845 König Friedrich Wilhelm von Preußen in Osterode.
Eröffnung der Chaussee nach Pillauken.
1846 Fertigstellung der Bergkaserne.
1851 Eröffnung der Filiale der Königsberger Bank, ab 1893 Reichsbank-Nebenstelle.
Erster Briefkasten in der Stadt.
1852 Fertigstellung des Oberlandkanals (Osterode – Elbing).
1857 Eröffnung der Chaussee nach Hohenstein.
1863 Höhere Töchterschule, ab 1907 Kaiserin-Auguste-Schule, ab
1911 Lyceum, ab 1930 Oberlyceum.
Gründung des Maschinenbau-Unternehmens A. Schmidt und der Druckerei Flakowski.
1870 Fertigstellung des Bahnhofgebäudes.
1872 Eisenbahnverbindung Deutsch Eylau – Osterode.
1873 Eisenbahnverbindung Osterode -Allenstein.
1876/1926 Lehrerseminar Osterode
1877 Umwandlung der Knabenschule in die Höhere Bürgerschule,
ab 1881 Realprogymnasium, ab 1893 Gymnasium.
1878 Bau des Kreishauses.
1890 Ausbau des städtischen Straßennetzes.
1893 Namensgebung: Kaiser-Wilhelm-Gymnasium.
Erweiterungsbau der Synagoge.
1895 Gasbeleuchtung in der Stadt, Reichsbahnausbesserungswerk.
1897 Neues Postamt an der Wasserstraße.
1898 Fertigstellung der Kasernenanlage an der Hindenburgstraße.
Erste Fernsprechvermittlung mit 49 Teilnehmeranschlüssen.
1899 Zuschüttung des südlichen Drewenzarmes.
1901 Umbau des Rathaues und Erweiterung des Kreishauses.
1902 Einweihung des Bismarckturmes, Einrichtung der gewerblichen
und kaufmännischen Fortbildungsschule, ab 1920 Fach- und
Berufsschule.
1903 Bau des Wasserturmes und des Wasserleitungsnetzes.
1904 Einführung der neuen Stadtwappens.
Ausbau der Kanalisation.
1907 Umzug des Gymnasiums in den Neubau Hindenburgstraße.
1909 Einweihung des Neubaues der evangelischen Stadtkirche an der
Schillerstraße.
1912 Eröffnung des Flugplatzes.
1913 Einzug des Artillerieregiments 76 in die neue Kaserne
an der Kaiserstraße.
1914 Hauptquartier Hindenburgs in der Schule Ludendorffstraße
während der Tannenbergschlacht.
1920 Volksabstimmung in Osterode, nahezu 100prozentige Entscheidung für Deutschland.
1921 Ostpreußenwerk AG in Osterode (E-Werk). 1924 Großbrand
in der Kraftstation.
1925 Gründung der Automobilgesellschaft.
1926 Eröffnung der Jugendherberge in der Artilleriestraße.
1934 Bezug des Feuerwehrdepots in der Schulstraße.
1938 Eröffnung des neuen Kreiskrankenhauses.
1945 Besetzung der Stadt ohne Kampfhandlungen durch die Rote Armee. Von den nahezu 25.000 Einwohnern
verblieben etwa 2.000 in der Stadt. Nach der Besetzung wurde die Stadt durch Brandlegung zu 70 % zerstört.
Die verbliebenen Einwohner wurden später nahezu vollständig vertrieben.
Gegenwart:
Nach wechselvoller geschichtlicher Vergangenheit und der politischen Wende in Osteuropa 1989/90 besteht heute ein gutes Verhältnis der Kreisgemeinschaft und ihrer Paten, der Stadt und des Landkreises Osterode am Harz, zu den polnischen Behörden der Stadt und des Landkreises Osterode Ostpreußen (Ostróda), was u. a. in der Unterzeichnung einer Partnerschaftsurkunde, dem regelmäßigen Delegationsaustausch, ständigen Arbeitsbesuchen und der gegenseitigen Teilnahme an Veranstaltungen seinen Ausdruck findet. Ähnlich gut sind die Beziehungen zu den Städten Hohenstein (Olsztynek), die einen Partnerschaftsvertrag mit der Samtgemeinde Walkenried hat, sowie Liebemühl (Milomlyn) und Gilgenburg (Gemeinde Dabrowna).