Aus Anlass seiner Verabschiedung aus dem Vorstand der Kreisgemeinschaft Osterode Ostpreußen erhielt Waldemar Czichon das Ehrenzeichen in Silber der Landsmannschaft Ostpreußen.
Auf dem Regionaltreffen am 9. Juni in Hamm ging für die Kreisgemeinschaft Osterode Ostpreußen eine Ära zu Ende. Denn an diesem Tag wurde der langjährige Kassenwart und Organisator des Regionaltreffens, Waldemar Czichon, aus dem Vorstand verabschiedet. Deshalb war in diesem Jahr die Spannung besonders groß, ob die Teilnehmerzahl ausreichen würde, um Waldemar Czichon in einem würdigen Rahmen verabschieden zu können. Erfreulicherweise kamen sogar mehr Teilnehmer als im Vorjahr, was sicher auch daran lag, dass sich der eine oder andere von Waldemar Czichon persönlich verabschieden und ihm für sein Engagement danken wollte.
In seiner Laudatio ging Kreisvertreter Burghard Gieseler zunächst auf den Lebensweg von Waldemar Czichon ein, dessen Vater von 1932 – 1945 Bürgermeister von Steffenswalde im Landkreis Osterode Ostpr. war. Der Vater wurde 1942 zur Wehrmacht eingezogen, geriet noch Ende April 1945 in russische Kriegsgefangenschaft und starb nach einem ca. 1500 km langen Fußmarsch unterernährt und völlig entkräftet in einem Lager am Fuße des Ural. Waldemar Czichon wurde erst nach Kriegsende geboren und lernte seinen Vater nicht mehr kennen. Seine Kindheit in Steffenswalde war nicht leicht, weil die polnischen Neubürger den wenigen verbliebenen Deutschen feindselig gegenüberstanden und die deutschen Kinder unter ständigen Quälereien durch polnische Jugendliche zu leiden hatten. Kaum zu glauben, wenn man bedenkt, wie gut sich das Verhältnis zwischen Deutschen und Polen im Landkreis Osterode Ostpr. inzwischen entwickelt hat. Aber damals waren die Verhältnisse so. Deshalb siedelte die Familie 1961 – nach langer Wartezeit – in den Westen über und fand zunächst im Lager Friedland Aufnahme, wo Waldemar Czichon seinen 16. Geburtstag „feierte“. In den folgenden Jahren holte er die deutschen Schulabschlüsse nach und erlernte den Beruf des Industriekaufmannes. In seiner Firma erklomm er rasch Führungspositionen und lernte dort auch seine Frau Angelika kennen, mit der er zwei Kinder hat. Nach seinem Eintritt in den Ruhestand engagierte er sich ehrenamtlich in der Kreisgemeinschaft Osterode Ostpreußen, übernahm die Kasse und zusätzlich die Organisation des Regionaltreffens in Hamm. Beide Aufgaben nahm er korrekt, umsichtig und mit großem Erfolg wahr. „Aber das ist nicht das Entscheidende“, sagte Gieseler. „Entscheidend ist vielmehr seine charakterliche Geradlinigkeit, seine Zuverlässigkeit und Hilfsbereitschaft. In den letzten Jahren gab es im Vorstand durchaus so manchen heftigen Sturm. Aber ich wusste stets, auf Waldemar kann ich mich verlassen. Menschen, auf die man sich immer verlassen kann, die da sind, wenn man sie braucht, gibt es nicht viele – einer von ihnen ist Waldemar.“
Nach seiner Laudatio überreichte Gieseler Waldemar Czichon das Ehrenzeichen der Landsmannschaft Ostpreußen in Silber und vergaß dabei nicht, den Anteil von Angelika Czichon an dieser hohen Auszeichnung zu erwähnen.
Der Geehrte bedankte sich sichtlich erfreut und überreichte seinerseits seinem Nachfolger als Organisator des Regionaltreffens, Karl Rusche, und dem Kreisvertreter eine in seinem Wohnort Steinhagen hergestellte markante Steinflasche mit ihrem gehaltvollen Inhalt.
Die Feierstunde schloss nach guter alter Sitte mit dem Ostpreußenlied und der deutschen Nationalhymne. Nach einem Gruppenfoto saßen die Teilnehmer noch lange gemütlich beieinander und freuten sich darüber, dass es auch im nächsten Jahr wieder ein Regionaltreffen in Hamm geben wird.
Burghard Gieseler