Heimattreffen der Kreisgemeinschaft Osterode/Ostpreußen:

Bürgermeister Augat ist zu Gast

Es war das große Heimattreffen der Kreisgemeinschaft Osterode/Ostpreußen, zu der man sich in Lüneburg zusammenfand, die Vorstandsmitglieder mit ihren Partnern und Gästen aus Ostpreußen eröffneten die Traditionsveranstaltung im Hotel Bergström mit einem gemeinsamen Essen.

Ein buntes Veranstaltungsprogramm war vorbereitet worden, zunächst besuchte der Vorstand mit den Gästen aus Ostpreußen nach einem kurzen Bummel durch die malerische Altstadt Lüneburgs das Ostpreußische Landesmuseum, wo nach Aussagen der Organisatoren insbesondere die beiden Mädchen aus Osterode die vielseitigen Informationen über ihre Heimatmit großem Interesse in sich aufnahmen.

 

                    Die prunkvolle Patenschaftsurkunde

Den Höhepunkt des Jahrestreffens bildet traditionell die Feierstunde, die in diesem Jahr ganz im Zeichen des siebzigjährigen Bestehens der Patenschaft mit der Stadt Osterode am Harz stand. So war auch Bürgermeister Jens Augat aus diesem Anlass eigens angereist. Im Festsaal konnte denn die prunkvolle Patenschaftsurkunde vom 17. August 1952 im Original bewundert werden.

Siedler kamen aus Osterode

Kreisvertreter Burghard Gieseler erinnerte in seiner Begrüßungsansprache daran, dass es Siedler aus Osterode am Harz waren, die im Jahr 1329 Osterode/Ostpreußen gegründet hatten und deren Nachfahren nach 700 Jahren gezwungen waren, ihre Heimat zu verlassen. Sie kehrten in Form der Kreisgemeinschaft gewissermaßen an ihren Ursprungsort nach Osterode im Harz zurück, wo sie mit offenen Armen wieder aufgenommen wurden. „Mit der Übernahme der Patenschaft bereits im Jahr 1952, als Flucht und Vertreibung erst wenige Jahre zurücklagen, übte Ihre Stadt, Herr Bürgermeister, aktive Solidarität mit den entwurzelten und oft traumatisierten Landsleuten aus dem Osten“ so Gieseler in Richtung Bürgermeister Augat.

Der Kreisvertreter richtete seinen Blick aber auch auf die Gegenwart und schilderte dem Bürgermeister, den er augenzwinkernd als „Patenonkel“ bezeichnete, die aktuellen Herausforderungen, vor denen das „Patenkind“ gegenwärtig steht. Neben den wegen der hohen Inflation finanziellen Sorgen und der nach wie vor ungeklärten Zukunft der Heimatsammlung hob er besonders den Generationenwechsel hervor. Er schloss mit den Worten: „Wir haben den Generationenwechsel noch lange nicht geschafft, sind aber auf einem guten Weg.  Wir verstehen die Pflege der ostpreußischen Kultur und die Aussöhnung zwischen Deutschen und Polen als notwendige Zukunftsaufgaben. Deshalb sind wir fest entschlossen, uns für diese doppelte Zielsetzung mit all unserer Kraft einzusetzen und die Kreisgemeinschaft in eine gute Zukunft zu führen. Es ist ein schönes Gefühl, unsere Paten dabei an unserer Seite zu wissen. Bürgermeister Augat würdigte in seiner Ansprache die Arbeit der Kreisgemeinschaft und hob dabei insbesondere deren Bedeutung für die Städtepartnerschaft zwischen Osterode am Harz und Ostróda hervor. „Die Städtepartnerschaft mit Ostróda gibt es nur dank der Kreisgemeinschaft, und die Kreisgemeinschaft ist nicht zuletzt deshalb auch ein Teil von Osterode. Ostpreußen ist auch heute noch Bindeglied und wichtige Säule dieser Städtepartnerschaft.“

Beitrag zur Völkerverständigung

Die Ausführungen des Bürgermeisters fanden ihren Höhepunkt in einem klaren Bekenntnis zur Patenschaft: „Mit Ihrem Wirken haben Sie alle einen wesentlichen Beitrag zur Völkerverständigung geleistet. Sie alle haben durch Ihr Handeln bewiesen, dass Ausgleich und Versöhnung möglich sind und Revanchismus, Hass und eine damit einhergehende Kaskade von Gewalt keine Lösung sein können. Bitte setzen Sie dies fort und machen Sie auch weiterhin die Welt zu einem besseren Ort. Ich darf Ihnen versichern, dass die Stadt Osterode am Harz in ihren Möglichkeiten weiter konstruktiv an der Patenschaft arbeiten wird.“

Der Festvortrag der Feierstunde befasste sich in diesem Jahr mit dem landeskundlichen Thema „Oberland – die verschwundene Landschaft“. Der Anlass für diese Themenwahl war der Umstand, dass in den letzten Jahren Tourismusbehörden und Reisebüros dazu übergegangen sind, das Oberland, als dessen Perle sich Osterode doch stets verstand, als „Westmasuren“ zu bezeichnen. Dieser Tendenz stellte sich Dr. Gogan in seinem mit zahlreichen Folien veranschaulichten Vortrag entgegen. Er legte dar, dass sich Geschichte und Kultur des Oberlandes von der Masurens unterscheiden. Diese Unterschiede zu verwischen liefe darauf hinaus, die Geschichte umzuschreiben.

Nach Lüneburg waren diesmal deutlich weniger Besucher gekommen als früher, so dass Burghard Gieseler durchaus die Frage stellt, ob der immense Aufwand eines Jahrestreffens noch verhältnismäßig ist. Im kommenden Jahr wird die Kreisgemeinschaft im Rahmen das siebzigjährige Bestehen der Patenschaft mit dem Landkreis Göttingen begehen. Gieseler: „Wir freuen uns darauf, dann hoffentlich wieder zahlreiche Teilnehmer begrüßen zu können.“

Michael Petzold

Aus „Harz-Kurier“ vom 3. November 2022, Seite 16

 

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