Geografische Lage:
Der Ort liegt auf einer Landenge zwischen dem östlich gelegenen Großen Damerausee und dem im Westen befindlichen Kleinen Damerau See (Dąbrowa Wielka und Dąbrowa Mała). Im Norden sind beide Seen durch den kleinen Fluss Wicker (Wkra) verbunden. Das Umland gehört zum südlichen Teil des früher so bezeichneten Kernsdorfer Höckerlandes, dessen höchste Erhebung die 312 Meter hohe Kernsdorfer Höhe etwa 20 Kilometer nördlich des Ortes liegt. Eine untergeordnete Landstraße führt zur 18 Kilometer entfernten Europastraße 77, über die auch die Kreisstadt Ostróda (Osterode) zu erreichen ist. Das Gebiet der beiden Schlachten von Tannenberg liegt acht Kilometer nördlich des Ortes.

Ortsansicht mit Seen

Geschichte
Auf der von Wasser umgebenen und dadurch strategisch günstig gelegenen Landenge errichtete der Deutsche Orden zu Beginn des 14. Jahrhunderts eine Burg. Bereits vorher hatte es an gleicher Stelle zwei Befestigungsschanzen der Prußen gegeben. In einer Urkunde der Christburger Komturei von 1316 wird der Ordensritter Beringer von Meldungen als Ordenspfleger des „Hauses Ilienburg“ erwähnt. Der Name leitet sich von prußisch ilga (lang) ab. Im Bereich der Burg siedelte der Orden deutsche Einwanderer an. Die Siedlung entwickelte sich offenbar günstig, denn schon 1326 wurde ihr nach einem Bericht des Ordenschronisten Peter von Dusburg durch den Christburger Komtur Luther von Braunschweig mit der handfeste das Stadtrecht verliehen. Über „Ilienburg“, „Ilgenburg“ festigte sich Anfang des 16. Jahrhunderts der Name Gilgenburg. Die Stadt wurde Sitz eines Vogts und eines Kammeramtes. Nahe der Grenze zu Polen gelegen, wurde die Stadt immer wieder in die kriegerischen Auseinandersetzungen des Ordens mit Polen hineingezogen. Auf ihrem Wege zur Tannenbergschlacht von 1410 eroberten polnische Truppen zwei Tage zuvor am 13. Juli 1410 die Stadt und zerstörten sie zusam-men mit der Burg. 1414 fielen die Polen erneut über die Stadt her, die danach so daniederlag, dass die Vogtei und das Kammeramt zum Ordenshof Vierzighuben verlegt werden mussten. 1440 schloss sich Gilgenburg dem gegen den Orden aufbegehrenden Städtebund „Preußischer Bund“ an, unterwarf sich aber während des Städtekrieges bald wieder dem Orden. Durch den Krieg gegen Polen in Finanznot geraten, begann der Orden Städte als Ersatz für Söldnerlohn zu verpfänden. So wurde auch Gilgenburg 1475 an den Söldnerführer Georg von Löben verpfändet. Dies war jedoch nur Anfang einer Kette von Besitzwechseln, erst mit dem Erwerb der Stadt durch den Hauptmann Felix von Finckenstein am 24. April 1572 trat wieder Kontinuität ein. Die Familie Finck von Finckenstein hielt den Besitz bis in das 20. Jahrhundert hinein. Nachdem 1525 der Ordensstaat zum Herzogtum Preußen säkularisiert worden war, wurde Gilgenburg verwaltungsmäßig dem Oberländischen Kreis unterstellt und wurde Sitz eines Erbamtes. Den Status des Erbamtes behielt die Stadt bis 1818. Vorher wurde die Stadt im Zuge einer Verwaltungsreform dem Kreis Neidenburg zugeordnet. Ab 1818 gehörte Gilgenburg schließlich zum Kreis Osterode. Im Siebenjährigen Krieg (1756-1763) besetzte die russische Armee zeitweise die Stadt, dessen Einwohner den Proviant aufbringen mussten. Ähnlich schlecht ging es Gilgenburg während des Feldzugs von Napoleon gegen Preußen. Im Januar 1807 lagen in und um Gilgenburg 6000 französische Soldaten unter Marschall Ney. Als sie bei ihrem Abzug die Stadt plünderten, hinterließen sie so schwere Schäden, dass die Stadt erst 1832 die Schulden für den Wiederaufbau getilgt hatte.

Teilansicht des Marktes

Der Ausbau der modernen Verkehrswege ab Mitte des 19. Jahrhunderts ging zunächst an Gilgenburg vorbei. Erst 1910 erfolgte der Anschluss an die Bahnlinie Osterode – Soldau. So blieb der Ort eine unbedeutende Ackerbürgerstadt, die 1885 1862 Einwohner zählte. Am 30. August 1914 fand nahe Gilgenburgs erneut eine geschichtsträchtige Schlacht statt. Unter dem Kommando von Hindenburg und Ludendorff schlug das deutsche Heer die 2. russische Armee. Auf Vorschlag Hindenburgs wurde der Sieg als „Schlacht von Tannenberg“ benannt. Der vier Jahre später verlorene 1. Weltkrieg hatte für Gilgenburg besonders negative Auswirkungen, da die Stadt durch die Schaffung des „Polnischen Korridors“ von ihrem westlichen Hinterland abgeschnitten wurde. Zudem wurden die Einwohner durch den Versailler Vertrag gezwungen, sich innerhalb des Kreises Osterode durch einen Volksentscheid zwischen Polen und Ostpreußen zu entscheiden. Sowohl die Stadt als der Kreis entschieden sich am 11. Juli 1920 eindeutig für den Verbleib in Ostpreußen, in Gilgenburg lautete das Ergebnis 1203:40. Infolge der wirtschaftlichen Bedeutungslosigkeit sank die Einwohnerzahl bis 1939 auf 1678. Zu diesem Zeitpunkt waren 30 Prozent der Erwerbstätigen in der Land- und Forstwirtschaft beschäftigt, in Handel und Verkehr waren es 37 Prozent und in der Industrie und im Handwerk arbeiteten 34 Prozent. Der Reichsarbeitsdienst hatte in Gilgenburg ein Lager für etwa 50 Personen eingerichtet. Im Januar 1945 wurde die Stadt unter schweren Zerstörungen von der Roten Armee erobert und anschließend unter polnische Verwaltung gestellt. Die polnischen Behörden erkannten der Stadt das Stadtrecht ab und nannten Gilgenburg in Dąbrowno um. Die Stadtkirche und Teile der Befestigung waren von der Zerstörung verschont geblieben, aber erst nach 1990 wurde mit dem Ausbau der Altstadt begonnen.

Blick zur evangelischen Kirche und dem Glockenturm

Gilgenburg vor 1945
Ortsteile: Jablonowo (nach 1933: Dreililien), Jakubowo (nach 1933: Wellhausen), Kalborn, Krajewo (nach 1933: Wickersbach)
Größe: 1895: 1129,8 ha; 1925: 1329,4 ha
Einwohner: 1861: 1494; 1895: 1717; 1925: 1514; 1939: 477 Haushalte mit 1678 Einwohnern, davon 341 in der Land- und Forstwirtschaft, 398 in der Industrie und im Handwerk, 433 im Handel und im Verkehr; Ge-samtbevölkerung mit RAD-Lager: 1722 Einwohner
Bürgermeister: Julius Puzicha 1880 – 1915, Reinhard Neumann 1916 – 1917, Erich Schober 1918 – 1933, vertretungsweise 1933 – 1935 Gastwirt Grabowski, 31.05.1935 – 1945 Hans Küster
Söhne und Töchter der Stadt:
Otto Brodde (* 1910; † 1982), deutscher Kirchenmusiker

Literatur:
Geschichte der Stadt Gilgenburg in Ostpreußen. 1326 – 1926. Zur Feier des 600jährigen Bestehens der Stadt. Geschrieben von Helmuth Meye. Gilgenburg, im Selbstverlage der Stadt 1926. Druck: Masurische Handelsdruckerei (R. Okraffka), Lötzen

Gilgenburg heute
Gilgenburg heißt heute Dąbrówno und ist ein Dorf und Sitz einer gleichnamigen Landgemeinde im Powiat Ostródzki (Landkreis Osterode) in der polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren.
Geographische Lage: 53° 26′ N, 20° 2′ O
Fläche: 165,37 km2
Einwohner: ca. 1.400 (Dorf), 4.386 Landgemeinde (31. Dez. 2007)
Postleitzahl: 14-120
Telefonvorwahl: (+48) 89
Kfz-Kennzeichen: NOS
Wirtschaft und Verkehr:
Fleisch- und Wurstwarenverarbeitungsfirma Józef Matczak. Straße: Działdowo – Ostróda (Soldau – Oste-rode). Nächster int. Flughafen:  Danzig
Verwaltung (Stand: 2014)
Gemeindevorsteher: Tadeusz Błaszkiewicz
Adresse: ul. Kościuszki 21, 14-120 Dąbrówno
Webpräsenz: www.dabrowno.pl

Dąbrówno

Seit dem 5. Mai 2005 besteht zwischen der Gemeinde Dąbrówno und der Kreisgemeinschaft Osterode Ostpreußen e. V. eine Vereinbarung über eine partnerschaftliche Zusammenarbeit bei der Erhaltung des Kulturgutes der Gemeinde Dabrowno/Gilgenburg aus der Zeit vor 1945, die folgende Bereiche umfasst:
1. Gemeinsame Geschichtsschreibung und Erhaltung von Kulturgütern.
2. Einbeziehung der Kreisgemeinschaft Osterode Ostpreußen e. V. in die Arbeiten zur Sicherung, Erhal-tung und Wiederherstellung von Sehenswürdigkeiten, Gebäuden und Denkmälern unter Beachtung der deutschen Vergangenheit sowie bei der Pflege der deutschen Friedhöfe.
3. Verbreitung und Vertiefung des Wissens über die Tätigkeit von bedeutenden Persönlichkeiten beider Seiten.
4. Erforschung und Bewahrung historischer Ereignisse aus der Vergangenheit.
5. Unterstützung der Identität, der kulturellen Traditionen und der Lebensweise der deutschen Minderheit sowie Hilfe im sozialen und humanitären Bereich.
6. Förderung des Erlernens und Gebrauchs der Sprache beider Seiten.
7. Entwicklung von freundschaftlichen Beziehungen und Kontakten zwischen den ehemaligen und den heutigen Einwohnern der Region, insbesondere durch Einladungen zu Veranstaltungen, und Unterstüt-zung gegenseitiger Besuche, vor allem junger Menschen.
8. Förderung des Tourismus und der  Bereitschaft, bei bestehenden Möglichkeiten auch wirtschaftliche Kontakte zu unterstützen.

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