In diesem Beitrag stellt die Kreisgemeinschaft Osterode/Ostpreußen die Arbeiten von zwei weiteren Hauptpreisträgern des Herder-Schülerwettbewerbs vor, der von der Kreisgemeinschaft Osterode/Ostpreußen gemeinsam mit dem Jan Bazynski-Lyzeum (dem früheren Kaiser Wilhelm-Gymnasium) veranstaltet wurde. Die Arbeit der Hauptpreisträgerin wurde in der OZ Nr.141 veröffentlicht.

 

Schülerarbeit Thema I.

Mehrsprachigkeit als multikulturelle Brücke. Untersuchen Sie, wie die Fähigkeit, mehrere Sprachen zu sprechen, dazu dienen kann, Verständigung zwischen Polen und Deutschen aufzubauen. Konzentrieren Sie sich auf die Bedeutung der Kommunikation in der Sprache des anderen, das Verstehen kultureller Nuancen und den Austausch von Ideen. Welche Vorteile und Herausforderungen bringt Mehrsprachigkeit im Kontext unserer beiden Nationen mit sich.

Motto: „Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt.“ – Ludwig Wittgenstein

Die Sprache ist unbestreitbar eine der größten und wichtigsten Erfindungen der Menschheit. Sie entstand wahrscheinlich in der Zeit, als Menschen begannen, sich in Gemeinschaften zu versammeln, und dies ergab sich aus dem Bedürfnis, miteinander zu kommunizieren, Informationen auszutauschen. Das ist die übergeordnete Funktion der Sprache – sie ist ein perfektes Werkzeug in der Kommunikation. Doch Sprache ist nicht nur ein System entsprechender Zeichen. Dieser spezielle Code verbirgt etwas mehr – es ist das Erbe, die Kultur, die Geschichte und die Mentalität einer bestimmten Gemeinschaft. Wissenschaftler behaupten, dass derzeit über 7.000 Sprachen auf der Welt existieren. Ein wahrer Turmbau zu Babel. Es ist offensichtlich, dass wir nicht in der Lage sind, uns alle diese Sprachen anzueignen. Es ist eine Errungenschaft, wenn ein Mensch mehrere Sprachen spricht. Das ist zweifellos ein großes Geschenk, durch das wir „die Grenzen unserer eigenen Welt überschreiten“, und das ist nicht jedem gegeben.

Als junger Mensch, für den Zweisprachigkeit etwas Selbstverständliches ist, habe ich beschlossen, meine Gedanken zu diesem Thema mit der Meinung meiner jüngeren Schwester zu konfrontieren. Wir haben viele gemeinsame Erfahrungen, besonders sprachliche. Wir beide wurden in Deutschland geboren und verbrachten unsere frühe Kindheit in Chemnitz. Dort begann unser kindliches Kennenlernen der Welt, der Menschen, der Kultur und der deutschen Sprache, wir knüpften unsere ersten Freundschaften. Als ich 7 und Letizia fast 5 Jahre alt war, zogen wir mit unseren Eltern in die Schweiz. Dort kam die Zeit, eine weitere Sprache zu lernen – den Schweizer Dialekt.

Wir besuchten die Schweizer Schule und spielten mit Kindern aus verschiedenen Teilen der Welt. Unser Zuhause war ein polnisches Zuhause – wir sprachen immer Polnisch miteinander, pflegten die polnische Kultur und Traditionen. Als Kinder dachten wir nicht über unsere Mehrsprachigkeit nach. Wir wurden uns dieses Geschenks erst bewusst, als wir mit der ganzen Familie nach Polen umzogen.

Ich beschloss, mit meiner Schwester Letizia über Mehrsprachigkeit, ihre Einstellung zu Sprachen und ihre Sichtweise der Welt durch diese Brille zu sprechen.

– Letizia, in wie vielen Sprachen kannst du kommunizieren?

– Ich kommuniziere problemlos auf Polnisch, Deutsch und im Schweizer Dialekt. Ich spreche auch Englisch, aber ich habe in dieser Sprache noch einige Einschränkungen.

– Also kann man sagen, dass du zweisprachig, sogar dreisprachig bist.

– Ja, so wie du. Hast du Probleme, zwischen diesen Sprachen zu wechseln?

– Nein, das passiert bei mir automatisch. Ich kann zum Beispiel mit meinen Eltern oder Freunden auf Polnisch sprechen und gleichzeitig auf Schweizerdeutsch, Deutsch oder Englisch antworten. Wann hast du dir bewusst gemacht, dass du mehrere Sprachen sprichst?

– Als Kind habe ich nie darüber nachgedacht. In der Schweiz hatten wir ja viele Freunde, die aus verschiedenen Teilen der Welt kamen. Meine beste Freundin sprach vier Sprachen – sie sprach mit Kindern auf Schweizerdeutsch, mit ihrer Mutter auf Italienisch, mit ihrer Großmutter auf Spanisch und in der Schule auf Deutsch. Das war für uns alle ganz normal. In unserem Haus herrschte die polnische Sprache, darin sprachen wir mit unseren Eltern. Aber wenn andere Kinder zu uns kamen, sprach Mutter uns auf Deutsch an, um dafür zu sorgen, dass sich unsere Gäste bei uns am wohlsten fühlten.

Erst als wir nach Polen umzogen, wurde mir klar, dass Zweisprachigkeit nicht selbstverständlich ist. Es stellte sich heraus, dass wir die einzigen Kinder in der ganzen Schule waren, die auch in einer anderen Sprache als Polnisch kommunizieren. Das Schlimmste war, dass dies von den meisten Gleichaltrigen nicht positiv aufgenommen wurde.

– Warum denkst du, war das so?

– Ich denke, es kommt aus gewissen mentalen Beschränkungen. In unserer Gesellschaft bestehen immer noch Denkstereotype. Die meisten Menschen assoziieren Deutsche mit der Grausamkeit des Zweiten Weltkriegs und dem Holocaust. Dieser Stereotyp überträgt sich leider auch auf eine Abneigung gegen die deutsche Sprache. Das sind die Barrieren, die uns einschränken und die besonders junge Menschen überwinden sollten. Für mich ist die deutsche Sprache nicht nur ein Kommunikationsmittel. Ich liebe ihren Klang, ihre Melodie… Sie birgt ein großes kulturelles Erbe – sie ist die Sprache Goethes, Schillers, sowie Mozarts, Bachs und Strauss‘.

– Unsere Mutter, die Logopädin ist, hat immer betont, dass für mehrsprachige Menschen nur eine Sprache die sogenannte Muttersprache sein kann. Welche Sprache ist deine führende?

– Das ist schwer eindeutig zu bestimmen… Ich denke, die deutsche Sprache. Ich erlebe oft, dass ich in dieser Sprache denke und träume, lieber deutschsprachige Literatur lese.

– Mich beschäftigt seit längerer Zeit eine Frage – nämlich die Frage der Identität. Fühlst du dich als Polin oder Deutsche? Du hast schließlich Pässe beider Länder.

– Ich habe mir darüber schon Gedanken gemacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass ich mich einfach als Europäerin fühle. Ich identifiziere mich mit keinem Land. Ich fühle, dass ich überall leben könnte, fühle mich durch nichts eingeschränkt. Und wie sieht es mit deiner Identität aus?

– Ich fühle mich trotz allem als Pole, obwohl ich in Polen am kürzesten gelebt habe. Meine Eltern sind Polen, dieses Land liegt mir am nächsten. Aber zum Studium plane ich, nach Deutschland oder in die Schweiz zu gehen. Wie siehst du Mehrsprachigkeit aus der Perspektive dieser beiden Nationen – Deutschen und Polen?

– Ich denke, Zwei- oder Mehrsprachigkeit ist eine Brücke, die verbindet, die hilft, Teilungen und Denkstereotype zu überwinden und eine breitere Perspektive zu bieten. Dank der Kenntnis der Sprache, Kultur und Bräuche der Bewohner beider Länder kann ich sie objektiv betrachten. Ich sehe ihre Mängel und Vorzüge, bin aber gleichzeitig distanziert und werte nicht. Was gibt mir noch die Mehrsprachigkeit? Ich habe kürzlich einen schönen Satz von Frank Smith gelesen: „Eine Sprache stellt dich in den Flur des Lebens. Zwei Sprachen öffnen jede Tür auf dem Weg“. Genau darum geht es, weitere Türen zu öffnen und nicht in den eigenen Beschränkungen zu stecken.

– Also meinst du, dass die Kenntnis der Sprache unserer Nachbarn helfen würde, Vorurteile und unsere gedanklichen Beschränkungen zu überwinden?

– Natürlich. Ich möchte noch einen schönen Gedanken von Rita Mae Brown zitieren: „Sprache ist die Landkarte einer Kultur. Sie sagt dir, woher die Menschen kommen und wohin sie gehen.“ Wie ich schon früher bemerkt habe, ist Sprache nicht nur ein Kommunikationsmittel, obwohl das ihre Hauptfunktion ist. Mit der Sprache ist untrennbar die Kultur einer Nation, ihre Tradition und Bräuche verbunden. Es lohnt sich also, diese „Landkarte der Kultur“ durch Sprache zu interpretieren. Ich verberge nicht, dass ich in der Zukunft gerne so eine kleine Brücke sein möchte, die beide Nationen verbindet.

– Wie verstehst du das?

– Da ich sowohl die Sprache, Kultur als auch die Bräuche von Polen und Deutschen kenne, plane ich, Übersetzerin für polnische und deutsche Literatur zu werden. In vielerlei Hinsicht sind Polen und Deutsche nicht einig. Es gibt viele Unterschiede, viele strittige, unerklärte Angelegenheiten zwischen uns. Ich denke, dass Kultur, Kunst und Literatur universell sind, sie funktionieren über den Teilungen und das ist es, was uns vereinen könnte. Ich möchte auch dazu beitragen können.

– Ich werde dir von meiner letzten Erfahrung mit dem Schulaustausch erzählen. Mit einer Gruppe von Jugendlichen aus meinem Gymnasium fuhren wir nach Deutschland, nach Osterode am Harz, der Partnerstadt von Ostróda. Wir wurden von der Jugend des dortigen Gymnasiums beherbergt und wohnten in ihren Häusern. Nach ein paar Monaten kamen sie zu uns und waren unsere Gäste.

– In welcher Sprache habt ihr kommuniziert?

– Die Jugend kommunizierte meistens auf Englisch. Man kann sagen, dass es heutzutage die Universalsprache ist. Jeder lernt sie von Kindesbeinen an. Im Goethe-Institut sah ich einmal ein Plakat mit dem Spruch: „Englisch ist ein Muss, Deutsch ein Plus.“ Es gibt keinen jungen Menschen, der nicht auf Englisch kommunizieren könnte. Man muss jedoch bedenken, dass es sowohl für Deutsche als auch für Polen eine Fremdsprache ist, in der sie nicht vollständig all ihre Gedanken, Erlebnisse und Emotionen ausdrücken können. Oft wurde daher bei Treffen und gemeinsamen Veranstaltungen meine Hilfe als Übersetzer in Anspruch genommen. Ich fühlte mich dann wie die von dir erwähnte Brücke, die polnische und deutsche Jugend verbindet.

Das Wichtigste war, dass wir hervorragend miteinander funktionieren konnten, ohne Vorurteile und Teilungen. Schade, dass die polnische Jugend nicht so gerne Deutsch lernt und die Deutschen überhaupt kein Interesse daran haben, Polnisch zu lernen.

– Hier muss ich dir widersprechen. Ich erzähle dir von einem Treffen. Anfang September spazierte ich mit meiner Mutter durch die Altstadt von Olsztyn. Wir näherten uns einem Stand mit Souvenirs und Büchern. Ich schaue dort manchmal vorbei, da sie auch deutschsprachige Literatur im Angebot haben. Ein Buch zog meine Aufmerksamkeit auf sich, und ich begann es mit Interesse durchzublättern. Plötzlich trat eine ältere Dame an uns heran und begann auf Deutsch mit mir über das Buch und seinen Autor zu sprechen. Sie empfahl mir ein anderes Werk, das ihrer Meinung nach viel interessanter war. Ein Gespräch entwickelte sich zwischen uns. Die Dame war neugierig, woher ich so gut Deutsch könne und hörte interessiert meiner Geschichte zu. Für mich war interessanter, was ich von ihr hörte. Stell dir vor, Ingrid (so hieß sie) kam nach Polen, um Polnisch zu lernen. Vor zwei Jahren kam sie zum ersten Mal nach Polen und verliebte sich in unser Land. Sie ist eine pensionierte Deutschlehrerin und beschloss, die polnische Kultur und Sprache näher kennenzulernen. Sie konnte bereits einige einfache Sätze auf Polnisch sagen. Es gibt also auch Deutsche, die unsere Sprache lernen wollen.

– Zweifellos ist das eine Seltenheit.

– Also müssen wir alles tun, um sie dazu zu ermutigen. Eine große Rolle spielen dabei die polnischen Organisationen in Deutschland. Natürlich unter der Voraussetzung, dass sie in ihrer Tätigkeit nicht nur die polnische Kultur und Sprache unter der Polonia pflegen, sondern einen echten interkulturellen Dialog führen.

Ich wollte auch noch auf das Thema Übersetzen eingehen. Hattest du beim Übersetzen bei Treffen mit der Jugend von Deutsch auf Polnisch und umgekehrt Probleme, die richtigen Worte zu finden?

– Tatsächlich musste ich manchmal kurz nachdenken, aber Schwierigkeiten traten meist beim Übersetzen von Deutsch auf Polnisch auf.

– Das erlebe ich auch so. Oft ist es so, dass ein Wort logisch passt, um es so zu übersetzen, aber es befriedigt mich nicht. Ich fühle eine gewisse Unzufriedenheit, da der übersetzte Satz (logisch und korrekt) nicht die emotionale Ladung des Originals trägt. Ich denke, das sind die ewigen Dilemmata von Übersetzern.

– Über solche Fragen denke ich nicht nach. Für mich ist es am wichtigsten, in der Sprache, die ich benutze, verstanden zu werden. Also vor allem die kommunikative Funktion.

– Ich denke nicht über sprachliche Nuancen nach, darüber, ob ich vielleicht ein anderes, treffenderes Wort finden könnte, um auszudrücken, was ich sagen möchte.

– Für mich sind diese Dinge sehr wichtig, besonders wenn es um literarische Übersetzungen geht. Es ist wirklich nicht so einfach, die ganze emotionale und gefühlsmäßige Ladung von einer Sprache in eine andere zu übertragen. Manchmal hat man das Gefühl, dass der Wortschatz einer Sprache zu arm ist, dass er einen sogar einschränkt.

– Ist das Verständnis des kulturellen Kontextes hilfreich beim Verstehen einer Fremdsprache und beim Übersetzen in eine andere Sprache?

– Dieses Wissen ist sogar unerlässlich. Ich gebe dir ein einfaches Beispiel. Im letzten Schuljahr organisierte meine Deutschlehrerin an meinem Gymnasium einen deutschen Filmabend. Wir sahen insgesamt drei Filme, alle mit Originaltonspur, mit polnischen Untertiteln. Unter den gezeigten Filmen war auch eine Komödie. Glaub mir, ich war die einzige, die Tränen gelacht hat. Für die anderen war der Inhalt verständlich (sie lasen ja die polnischen Untertitel), aber sie fanden es überhaupt nicht lustig. Ich liebe den deutschen, sarkastischen Humor. Leider verstehen Polen ihn im Allgemeinen nicht. Und umgekehrt – Deutsche finden den absurden, manchmal geradezu surrealistischen Witz der Polen nicht lustig. Sie verstehen solche kultigen polnischen Komödien wie „Miś“ oder „Co mi zrobisz jak mnie złapiesz“ nicht.

– Woran liegt das?

– Eben an dem kulturellen Kontext, über den wir schon gesprochen haben. Die polnische Mentalität, die Weltsicht, der Humor sind ganz anders als die der Deutschen. Das ergibt sich aus vielen Bedingungen. Wir sind weder schlechter noch besser. Wir sind einfach anders.

– Ist es trotz all dieser Unterschiede möglich, diese beiden Nationen einander näherzubringen?

– Ich denke ja, besonders jetzt im Zeitalter eines offenen Europas, wenn die Grenzen zwischen den Ländern verschwimmen. Das alles muss auf der menschlichen Ebene geschehen – über den Teilungen, Vorurteilen, der Politik… Ist das möglich? Aus dem, was du mir erzählt hast, hat die polnische und deutsche Jugend, die sich dieses Jahr in Osterode am Harz und dann in Ostróda getroffen hat, bewiesen, dass es möglich ist. Es stellte sich heraus, dass sogar die Sprachbarriere für sie kein Problem darstellte. Wenn die Menschen offen für Verständigung und Versöhnung sind, dann ist nichts ein Hindernis.

– Zusammenfassend unsere Diskussion – im Kontext von allem, was gesagt wurde, wie siehst du Mehrsprachigkeit?

– Für mich ist es ein großes Geschenk, für das einige hart arbeiten müssen. Uns fiel es viel leichter, wir haben das alles geschenkt bekommen, weil wir an verschiedenen Orten gelebt haben. Heute schätze ich das sehr und bin dafür dankbar. Einerseits sehe ich meine Mehrsprachigkeit als Geschenk, andererseits aber auch als große Herausforderung.

– Was meinst du damit?

– Ich denke, man kann es sowohl für gute als auch für schlechte Zwecke nutzen. Es liegt an uns, ob wir dazu beitragen, Gutes zu schaffen, eine Brücke zwischen zwei benachbarten Nationen zu bauen, oder ob wir uns abseits stellen, so tun, als ob uns das alles nichts angeht. Schlimmer noch, man kann eine andere Haltung einnehmen – alte Wunden und Hass schüren. Da ich dieses Geschenk erhalten habe – ich beherrsche sowohl die polnische als auch die deutsche Sprache, kenne die Kultur und Bräuche beider Nationen – möchte ich aufbauen, nicht zerstören.

– Ich gebe zu, dass du in mir einen Keim der Unruhe gesät hast. Es bleiben viele Fragen, über die ich nach unserem Gespräch nachdenken muss. Unter anderem, was ich tun kann, wie ich dazu beitragen kann, gute Beziehungen zwischen Polen und Deutschen zu bauen…

Piotr Zimniak

 

Schülerarbeit Thema II.

Thema 2: Kunst als universelle Sprache der Verständigung: Analysieren Sie, wie Kunst sprachliche und kulturelle Barrieren überwinden kann, um Verständigung zwischen Polen und Deutschen zu inspirieren. Konzentrieren Sie sich auf verschiedene Kunstformen wie Malerei, Musik, Tanz oder Theater und untersuchen Sie, welche Botschaften und Emotionen durch diese Kunstformen übermittelt werden können.

Kunst… Hm… Kunst ist meiner Meinung nach einer der Werte, die dem Leben eines jeden Menschen eine tiefere Bedeutung verleihen. Durch sie kann der Mensch seine eigenen Erfahrungen und Gefühle ausdrücken. Kunst ermöglicht es auch, mehr Distanz zum Leben und zur umgebenden Realität zu gewinnen. Sie verbindet Menschen, kennt keine Grenzen, hinterlässt im Menschen eine unsichtbare Spur.

Kunst begleitet den Menschen seit dem Anfang der Menschheit, da er immer das Bedürfnis hatte, seine Gefühle mit anderen Menschen zu teilen. Deshalb schuf schon der prähistorische Mensch Zeichnungen in Höhlen und Grotten, in denen er lebte, und verewigte so die wichtigsten Ereignisse seines Lebens. Die Menschheit war immer auch vom Tanz begleitet. Tanz war eine der ersten Formen menschlicher Expression. Er hatte einen magischen Charakter. Im Tanz wurde göttliche Energie übertragen. Mit der Entwicklung von Wissenschaft und Technik entstanden neue Kunstformen. Kunst war in der Regel durch die natürliche Neugier des Menschen inspiriert. Sie ermöglichte es, das kulturelle Wissen zu bereichern, das Verständnis sozialer Beziehungen zu erleichtern und das Ausdrücken von Emotionen zu lernen. Im April 2023 nahm ich an einem deutsch-polnischen Austausch teil. Ich war damals in der dritten Klasse des Gymnasiums. Es war das erste Mal, dass ich an einem solchen Projekt teilnahm, da aufgrund der Pandemie zuvor keine solche Möglichkeit bestand. Ich kannte Englisch, aber mit der deutschen Sprache sah es nicht so rosig aus. Ich befürchtete, dass ich Probleme mit der Verständigung haben würde.

Ich dachte, die Sprachbarriere würde mich aus der Gruppe ausschließen und ich würde irgendwo am Rande bleiben. Zum Glück sprachen alle Schüler aus Deutschland hervorragend Englisch, so dass ich voll am sozialen Leben teilnehmen konnte. Mir wurde jedoch klar, wie viel Lernen noch vor mir liegt. Definitiv war das Niveau der Englischkenntnisse meiner Bekannten aus Osterode höher.

Meine Klassenkameraden und Klassenkameradinnen vom Gymnasium konnten auch nicht immer mit einer großartigen Sprachkenntnis prahlen. Zum Glück kam Google Übersetzer zur Hilfe.

Aber ich wollte hier ein unvergessliches Erlebnis teilen, wie Kunst, mit der ich zuvor nicht allzu viel zu tun hatte, mein Erlebnis von Freundschaft, zwischenmenschlichen und internationalen Beziehungen beeinflusst hat.

Es war ein später Nachmittag, als die Gäste aus Deutschland auch meine Stadt besuchten, in der ich lebe. Ein kleines Städtchen bei Ostróda mit dem charmanten Namen Miłomłyn, früher Liebemühle. Wir verbrachten Zeit mit Gesprächen, spazierten am Seeufer, grillten Würstchen am Lagerfeuer. Irgendwann erreichten mich ziemlich leise Musikklänge, die ein Freund eingeschaltet hatte. Nichts Ungewöhnliches daran, aber genau diese Situation blieb in meinem Gedächtnis haften und veränderte meine Wahrnehmung der sogenannten Integration.

In dem Moment, als die Musik spielte, wurde es stiller und irgendwie angenehmer. Die Leute begannen zu lächeln, einige summten mit, einige schlossen die Augen, um sich zu entspannen. Jemand kam auf die Idee zu tanzen. Ich spürte eine warme Berührung an meiner Hand. Das war Maxine. Sie nahm mich bei der Hand und zog mich ohne ein Wort in ihre Richtung. Ich fing an zu tanzen, ohne zu wissen, wann. Mein Herz schlug stärker, das Blut begann zu pulsieren. Ich schaute zum See und dort tanzten bereits einige Personen, summten die Worte des Liedes, stampften im Takt des Liedes, während sie am Lagerfeuer saßen. Da wurde mir klar, dass wir jetzt keine Sprache oder einen Internetübersetzer brauchen. Jeder wusste ohne Worte, was zu tun ist. Einige Freundesgruppen vereinigten sich. Wir sprangen, sangen und genossen das Leben. Dieses wunderbare Gefühl, diese Reaktion des Körpers auf die Kunst von Musik und Tanz. Da hatte ich eine Erleuchtung. Ich verstand, dass man nicht miteinander reden muss, dass man nicht aus demselben Land kommen muss, dass man nicht dieselben religiösen oder politischen Überzeugungen haben muss. Man kann einfach man selbst sein und gleichzeitig nahe bei einer anderen Person. In solchen Momenten haben wir uns alle verstanden, alle ähnlich gefühlt, alle mochten einander. Diesen Abend mit der Musik werde ich am meisten in Erinnerung behalten, denn er hat in mir die meisten Emotionen geweckt. „Musik – der Anfang und das Ende aller Rede“ – Richard Wagner.

Musik ist ein starker Weg, sich mit anderen Menschen zu verbinden. Egal, ob du zuhörst oder auftrittst, du kannst die Bindungen zu Freunden, Familie oder sogar Unbekannten stärken.

Musik verbindet Menschen. Das sieht man am besten, wenn wir Musiker zusammen spielen sehen. Sie müssen zusammenarbeiten, sich gegenseitig zuhören und ihre Arbeit synchronisieren. Oft sieht man, wie sie einander anlächeln. Gemeinsames Singen setzt chemische Substanzen im Gehirn frei, die das Gefühl der Freude erhöhen und den Menschen helfen, engere, vertrauensvolle Bindungen zu schaffen. Man muss nicht einmal ein Künstler sein, um sich durch Musik verbinden zu lassen. Einfach das gemeinsame Hören von Melodien mit anderen kann das Gefühl der Zugehörigkeit fördern. Musik hilft uns auch, Empathie zu entwickeln, also besser zu verstehen, was andere denken oder fühlen.

Obwohl es während der gemeinsamen Austausche viele Attraktionen gab, war eine davon, über die ich auch sprechen möchte, das gemeinsame Brotbacken. Es mag komisch klingen, im Kontext der Kunst. Für uns war es damals jedoch in gewissem Maße eine kleine Kunst, die wir selbst schufen. Um ehrlich zu sein, hielten wir uns nicht genau an das Rezept. Wir verständigten uns ohne Worte, einigten uns über die Zutaten, indem wir uns ansahen und mit den Köpfen nickten. Die Zusammenarbeit blühte, und Freude und Spaß waren riesig. Niemand glaubte wirklich, dass etwas Gutes aus unserer Gruppe kommen würde, aber unser Brot, unser gemeinsames Werk, wurde als das leckerste angesehen. Wir hatten sogar Probleme, es zu probieren, weil es in einem Augenblick verschwand. Das Brot verschwand zwar, aber die Erinnerungen und viele Emotionen, die uns damals verbunden hatten, blieben. Wenn man gemeinsam selbst die trivialste Sache erschafft, entsteht ein unsichtbarer Faden des Verständnisses. Er verbindet und umschlingt wie ein Spinnennetz eine Gruppe von Menschen. Ich dachte mir damals, dass das Erleben und Erschaffen von Kunst die beste Integration ist, die möglich ist. Vielleicht kann ich dieses Jahr nicht mehr an dem deutsch-polnischen Austausch teilnehmen, da ich in der Abschlussklasse bin, obwohl ich es sehr gerne möchte. Dennoch werde ich versuchen, zusammen mit den Lehrern ein Programm für einen solchen weiteren Austausch zu erstellen. Die Basis eines solchen Austauschs sollte Kunst sein. Sowohl ihre Wahrnehmung als auch ihre Schaffung. Das können Konzerte, künstlerische Aufführungen, Theater, Ausstellungen und gemeinsamer Tanz sein. Denn dann verschwinden sprachliche und kulturelle Barrieren. Wenn wir Kunst erleben, hören wir auf, Polen oder Deutsche zu sein, hören auf, Menschen zu sein, die in fremden Sprachen sprechen, hören auf, Bürger bestimmter Staaten zu sein. Wir werden zu Musik, zu Tanz. Wir werden selbst zur Kunst, und die Emotionen, die uns dann begleiten, verbinden uns und bewirken, dass wir, wenn wir die Person neben uns ansehen, fühlen, dass sie uns versteht und wir sie verstehen.

Wir lieben es, Kunst zu erschaffen und uns mit ihr zu umgeben, deshalb gibt es so viele kulturelle Institutionen wie Theater, Kinos, Kunstgalerien, Philharmonien. Wir brauchen sie, denn Kunst ist in unserem Leben unerlässlich – sie ermöglicht es uns, die alltäglichen Probleme zu vergessen und uns von unseren Sorgen zu distanzieren. Ein Beispiel dafür ist unter anderem das Theater. Mir gefällt daran die Illusion und die Tatsache, dass alle sich bewusst sind, dass sie sich an einem Ort befinden, an dem sie etwas erleben und an etwas Illusionärem teilnehmen können. Das ist die direkte Interaktion mit dem Schauspieler. Die Luft zwischen Bühne und Publikum lässt uns eine gegenseitige Nähe spüren.

Ich denke, das nächste Austauschprogramm wird die polnische und deutsche Jugend noch näher zusammenbringen, denn schließlich „beruht die Wirkung der Kunst auf der Fähigkeit der Menschen, sich von den Gefühlen anderer Menschen anstecken zu lassen“ – Lew Nikolajewitsch Tolstoi.

Kunst ist bekannt für ihre unglaubliche Eigenschaft, Menschen zu bilden und eine angenehme Atmosphäre zu schaffen und eine völlig neue Weltsicht zu entwickeln. Kunst verleiht uns Bedeutung und hilft uns, unsere Welt zu verstehen. Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass die Wertschätzung von Kunst die Qualität unseres Lebens verbessert und uns in gute Stimmung versetzt. Wenn wir Kunst schaffen, heben wir unsere Stimmung, verbessern unsere Problemlösungsfähigkeit und öffnen unseren Geist für neue Ideen. Ein Kunstwerk kann Gesellschaften beeinflussen, indem es Meinungen ändert, Werte vermittelt und kulturelle Erfahrungen teilt. Kunst ermutigt uns zur Ausdrucksfähigkeit und Kreativität. Doch vielleicht die wichtigste Rolle der Kunst ist ihre Fähigkeit, Menschen auf der ganzen Welt zu vereinen. Kunst spiegelt unser Inneres wider. Sie hilft uns zu verstehen, wer wir sind und beeinflusst, wie wir uns zueinander verhalten. Kunst ist der Ausdruck unserer inneren Gedanken, Gefühle und Erfahrungen. Kunst zu schaffen bedeutet, sich besser mit sich selbst zu fühlen. Selbst wenn es nur das Backen von Brot ist.

Wenn wir zusammen mit Menschen leben, die in derselben Kultur wie wir erzogen wurden, dann haben wir das Gefühl, in einer sicheren Umgebung zu leben. Wenn Menschen beginnen, die in einem anderen Land erzogen wurden, unter uns zu leben, beginnen wir uns unwohl zu fühlen, da wir ihre Andersartigkeit bemerken und viele Dinge nicht verstehen können. Hier kommt die gemeinsame Teilnahme an der Kunst ins Spiel.

Lebend in einer Umgebung sind wir uns oft nicht bewusst, wie sich die Kulturen voneinander unterscheiden.

Obwohl Reisen ein Teil unseres Lebens geworden sind und man meinen könnte, wir seien uns der kulturellen Unterschiede immer bewusster, treten dennoch zahlreiche Probleme in der interkulturellen Kommunikation auf. Kommunikationsbarrieren entstehen meist aus Stereotypen, Ethnozentrismus oder fehlerhafter Interpretation von Botschaften oder einfach aus der Sprache, deren Kenntnis nicht nur das Erlernen von Wörtern, sondern oft auch den Kontext der Aussage umfasst. Daher möchte ich erwähnen, dass die Teilnahme am Austausch mich ermutigt hat, mein Englisch zu vertiefen und Deutsch zu lernen, das, nachdem ich nette Leute aus Osterode kennengelernt hatte, plötzlich als eine interessante und notwendige Sprache erschien. Ich beschloss, es zu verbessern und meldete mich für zusätzlichen Deutschunterricht an.

Ich bin überzeugt, dass die Teilnahme von Schülern aus Polen und Deutschland an Schulaustauschen, am Empfangen und Erschaffen von Kunst, tief verwurzelte Stereotypen begraben und eine neue, schöne Welt erschaffen wird, wie sie junge Menschen wünschen. Und junge Menschen, zumindest ein großer Teil, wünschen sich Freundschaft, Liebe, Freude, Freiheit und Toleranz. Meine Leidenschaft waren und sind Reisen. Mit Kunst, wie ich bereits erwähnt habe, hatte ich bisher nicht viel zu tun. Man muss sich jedoch selbst und anderen Schülern bewusst machen, dass selbst eine oberflächliche Kenntnis der Kunst, die innerhalb eines bestimmten Kulturkreises geschaffen wurde, es ermöglicht, eine Kultur besser kennenzulernen und zu verstehen, sich besser in ihr zu bewegen. Für uns, die in Polen leben und in die polnische Kultur, Tradition und Geschichte sowie das Erbe unserer Vorfahren verwurzelt sind, wird unsere polnische Kultur besonders wichtig sein. Wenn wir uns jedoch als Europäer fühlen wollen, ist es wertvoll, auch das kulturelle Erbe Europas kennenzulernen – einschließlich der Kunst.

Meine Erfahrungen mit Musik in der Gruppe, das gemeinsame Brotbacken, das gemeinsame Anschauen von Auftritten ausländischer Gäste schufen einen Raum, in dem unsere Emotionen sich verbinden konnten. Wenn wir sahen, wie andere von demselben Werk bewegt wurden, fühlten wir eine Gemeinschaft. Dies vertiefte wiederum unsere Erfahrungen. Kunst hilft dabei, Empathie in Menschen zu wecken. Gemeinsames Erleben und Verstehen von Erfahrungen und Emotionen anderer Menschen weckt in den Menschen ein Bewusstsein für die Schönheit und das Gute. Kunst kennt keine Grenzen. Sie ist frei. So wie der Geist frei ist, so wie die menschliche Vorstellungskraft frei und unbegrenzt ist, so frei und unendlich ist auch die Kunst, wie ein Vogel, für den keine Grenzen eine Bedeutung haben. Kunst ist Freiheit, die wir alle so sehr brauchen, und sie ist einer der wichtigeren Werte des menschlichen Lebens.

Das Spielen von Rollen oder das Anschauen eines guten Films lindert Schmerzen, unterhält, lenkt ab und versetzt einen in andere Welten. Es befreit von schlechten Gedanken, Ängsten und Wut. Kunst kann also auch eine Therapie sein. Besonders notwendig für junge Menschen in Zeiten des Internets, des Hasses und der Einsamkeit.

Meine Aufgabe, die Aufgabe von Schulen, Vereinen und Stiftungen ist es, Kontakte zwischen Jugendlichen aus beiden Ländern zu initiieren und Prozesse des gegenseitigen Kennenlernens und Verstehens zu unterstützen. Ich hoffe, dass unser Gymnasium, soweit möglich, gemeinsam verschiedene Veranstaltungen, Ausstellungen, Konzerte organisieren wird. Interessante Ideen könnten auch Workshops sein, z.B. Keramik-, Musik-, Theater-Workshops.

Zusammenfassend kehre ich zum Thema dieser Arbeit zurück. Kunst ist eine universelle Sprache der Kommunikation zwischen Menschen aus verschiedenen Teilen der Welt, sowohl entfernten als auch nahen. Sie kann Verständigung zwischen Polen und Deutschen inspirieren, sprachliche Barrieren überwinden, was ich selbst erfahren habe. Deshalb habe ich gerade dieses Thema gewählt.

Denn es ist einfacher, über das zu sprechen, was man erlebt hat, als nur theoretische Inhalte zu schreiben. Es ist einfacher, andere von etwas zu überzeugen, wenn man es selbst erlebt hat. Dann werden die Worte zum Spiegel der Wahrheit. In den Ländern des Schengen-Raums gibt es keine Grenzkontrollen mehr. Durch gemeinsame Erfahrungen, Emotionen, Nähe, Freundschaft und Empathie werden auch die Grenzen in unseren Köpfen verschwinden, und die fehlende Sprachkenntnis wird weniger belastend sein. Aber jetzt befürworte ich auch das Erlernen von Sprachen.

Ich bin also gespannt, wie die Zukunft für uns junge Leute aus Polen und Deutschland aussehen wird. Ich glaube an die Weisheit der Schulaustausche zwischen Ostróda und Osterode am Harz.

Ich plane, mit Lehrern und Vertretern der deutschen Minderheit in Ostróda zu sprechen. Ich werde vorschlagen, wie wir gemeinsam Zeit verbringen und Jugendliche zusammenbringen können. Soweit ich weiß, werden in Polen organisiert: Festival der deutschen Minderheitenkultur, Konzerte, Präsentationen von Künstlergruppen, Tag der Nationalen Minderheiten in Olsztyn, Sommerfest „Sommerfest“ in der Woiwodschaft Ermland-Masuren, Kreiskulturfest bei einer der Filialen des Sozialkulturellen Vereins der Deutschen in der Woiwodschaft Schlesien, Überblick über Kinder- und Jugendgruppen der deutschen Minderheit in Leśnica, Festival der Chöre und Gesangsgruppen der deutschen Minderheit in Walce. Also wissen die Menschen, wie wunderbar die Kunst ist und dass sie das Bindeglied zwischen Menschen aus zwei Ländern ist. Trotz unserer gemeinsamen Geschichte können Menschen vereint werden.

So werden wir auch nächstes Jahr während des nächsten deutsch-polnischen Austauschs in unserer Schule ein Treffen mit der Kunst organisieren, was sicherlich positiv zu unserer Integration beitragen wird.

„Jeden Tag sollte man zumindest ein kurzes Lied hören, ein gutes Gedicht lesen, ein schönes Bild betrachten und, wenn möglich, ein paar vernünftige Worte sprechen“ – Johann Wolfgang v.Goethe

Wiktor Rafalski                             

 

 

 

 

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